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„Unser Einstieg ins Recycling-Geschäft hilft uns, in Kreisläufen zu denken.“

13. März 2024

Interview mit Peter Fessl, Director Operations Recycling bei Greiner Packaging, zum Global Recycling Day.

„Unser Einstieg ins Recycling-Geschäft hilft uns, in Kreisläufen zu denken.“
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Seit etwa 1,5 Jahren gehört Greiner Recycling zur Greiner Gruppe. Das und den Global Recycling Day haben wir als Anlass genommen, um mit Peter Fessl, Director Operations Recycling bei Greiner Packaging, zu sprechen. Im Interview zieht er ein Resümee aus den letzten eineinhalb Jahren und wirft einen Blick in die Zukunft. Und er erklärt, was wir bei Greiner dazugelernt haben und vor welchen Herausforderungen wir noch stehen.

Im September 2022 wurde der Kauf von Greiner Recycling verkündet. Kannst du uns nochmal kurz erklären, was Greiner Recycling macht?
Greiner Recycling in Nova Gajdobra, Serbien, ist ein Tochterunternehmen von Greiner Packaging. Der Standort produziert hauptsächlich r-PET-Flakes. Derzeit verarbeitet Greiner Recycling etwa ein Viertel aller in Serbien entsorgten PET-Flaschen zu r-PET-Flakes. Ganz vereinfacht gesagt: Es werden PET-Flaschen aus Abfallströmen übernommen, nach Farben sortiert, gemahlen, gewaschen, nachsortiert und schließlich zur Weiterverarbeitung verkauft. Als Nebenprodukt werden auch PP- und PE-Flakes aus Flaschenkappen gewonnen.

Zu welchen Produkten werden diese Flakes dann weiterverarbeitet?
Greiner Recycling produziert drei Arten von Flakes mit jeweils unterschiedlicher Farbgebung: Transparent, Blau und Mixed. Die transparenten und blauen Flakes werden ausschließlich in Lebensmittelverpackungen eingesetzt wie zum Beispiel in PET-Flaschen, Becher, Schalen, Deckel, Gewürzdosen oder Saucenflaschen. Für die Herstellung von neuen Lebensmittelverpackungen ist allerdings nach unserer Produktion in Serbien noch ein Schritt der Aufreinigung erforderlich – die sogenannte Dekontamination. Das ist notwendig, um alle Erfordernisse der Lebensmittelsicherheit zu erfüllen. Mixed Flakes verarbeiten wir derzeit nicht selbst weiter, sondern verkaufen diese an externe Partner. Wir merken jedenfalls, dass der Trend in der Verpackung zu transparent/transluzent, zum Beispiel durchsichtiges helles blau, geht. Zudem spielen auch branchenspezifische Farbgebungen eine Rolle – etwa bei weiß eingefärbten Produkten, die dann für Lebensmittelverpackungen zum Einsatz kommen könnten.

Welche Meilensteine wurden seit dem Kauf des Recyclingwerks erreicht?
Ein Meilenstein war die Integration des Werks in die Greiner Welt. Im Bereich Health & Satefy hat sich am meisten getan. Auch in Bezug auf das Reporting kam es zu einer Systemanpassung an das Greiner Umfeld. Die ISO-Zertifizierungen 9001 und 14001 im Dezember waren definitiv ebenso ein Highlight.
Für mich ebenso ein Meilenstein ist die Tatsache, in Nova Gajdobra ein Team vor Ort zu haben, das sich zu 100 Prozent mit dem Thema identifiziert, die Zukunftsfähigkeit dieses Produktionsstandortes aber auch dieser Branche an sich sieht. Ich bin stolz auf unsere Kolleg:innen und sehr dankbar für das, was sie für Greiner, aber auch für die Entwicklung der Abfallwirtschaft in Serbien leisten.
Besonders freut uns natürlich auch, dass wir nun sozusagen unser eigenes Material zu Produkten verarbeiten können. So werden etwa in Wartberg Saucen- und Honigflaschen und in Slusovice Deckel, Blister und Becher daraus hergestellt.

Und was waren deine wichtigsten Learnings nach fast 1,5 Jahren Greiner Recycling?
Unser Einstieg ins Recycling-Geschäft hilft uns bei Greiner vor allem, in Kreisläufen zu denken. Denn was du produzierst, bekommst du wieder. „Design for Recycling“ muss sehr ernst genommen werden. Es geht um die Frage „Wie müssen Produkte gestaltet werden, damit sie gesammelt, getrennt und recycelt werden können?“ Wer hier den Kreislauf nicht über seinen eigenen Tellerrand hinaus denkt, der erschwert oder im schlimmsten fall verhindert die Möglichkeit der Kreislaufführung. Und als Recyclingbetrieb bekommst du das so ganz nebenbei bemerkt auch noch in der Effizienz der Produktion zu spüren.
Grundsätzlich wird es auch sehr positiv gesehen, dass wir uns im Recycling engagieren. Es besteht großes Interesse lokaler Journalist:innen und es waren bereits Kindergartengruppen im Werk in Serbien auf Besuch. Hier lernten sie, Müll zu trennen und mit Plastikmüll umzugehen. Das klingt jetzt recht einfach und wenig aufregend, aber man glaubt nicht, wie sehr Kinder für dieses Thema brennen. Es ist sicher auch als unser Auftrag zu verstehen, dass wir für derartige Besuche und Aktionen offen sind und damit unseren Beitrag zur Bewusstseinsbildung in Kreislaufwirtschaft und Recycling leisten.

Ein Blick in die Zukunft: Was ist bei Greiner Recycling 2024 geplant?
Unser Fokus 2024 bei Greiner Recycling wird im Bereich Health, Safety & Environment liegen. Außerdem haben wir das Ziel, die RecyClass Zertifizierung zu erreichen. Dabei handelt es sich um freiwillige Audits, die den Grad der Wiederverwertbarkeit von Kunststoffverpackungen und den Recyclinganteil der in Produkten verwendeten Kunststoffe belegen. Zudem wird Greiner Recycling auch weiterhin von den Möglichkeiten in der Greiner Packaging Gruppe profitieren. So werden Produktionsabläufe weiter optimiert, Schichtmodelle erweitert, die Qualität verbessert. In jedem Fall werden wir weiterhin Landfilling, also die Deponierung in der Umwelt, in Serbien verhindern. Umso mehr wir verarbeiten, umso besser für die Umwelt!